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Chorwochenende in Xanten 23.-25. September 2011

Südseesingen

Woher einst ein Drachentöter stammte und wo ein frühchristlicher Märtyrer mit über dreihundert seiner Mannen erschlagen worden sein soll, wollten wir also zum Singen über das Wochenende - wie einst die Bataver - einfallen: Xanten, ein wahrhaft historischer Ort, voller Heroismus, wie es schien. Übrig blieb von alledem ein Örtlein mit einer pompösen gotischen Wallfahrtskirche, einem kleinen Kölner Dom, der alles im ansonsten niedlichen Ort überragt, welcher dereinst am Rhein gelegen haben soll. Nebenan auf den Gebeinen der alten Römerstadt steht nun ein geradezu gedisneyworldetes Reprodukt für archäologische Thomase, die nicht glauben wollen, dass auf alten Fundamenten einstmals Bauwerke gestanden haben könnten. Dennoch hat die touristische Gravitationskraft des archäologischen Parks Xanten einen wunderbaren Nebeneffekt: man findet unweit vom Städtchen, am Südsee gelegen, eine der besten Jungendherbergen, die wir je besuchen durften: 4 Sterne, merci vielmals. Wirkliche Südseegefühle kommen allerdings nicht auf, es fehlen die Palmen und die Wassertemperatur im Baggersee weicht wohl um die 10 bis 15 Grad nach unten von Bora-Bora ab. Aber das Schwimmen war ja sowieso verboten, wie S&S zu berichten wussten, was die beiden natürlich nicht davon abhielt, ein wahrhaft kühles Bad zu nehmen.

Nach dem Abendbrot im wunderbaren Atrium der Herberge ging es dann vokal zur Sache, natürlich nicht ohne eine ordentliche Aufwärmphase, in der die SängerInnen tonabgebend auf Zufallspfaden auf Bettinas Geheiß durch den Probenraum wandelten. Von außen betrachtet mag das Ganze entweder an Zombies auf Urlaub oder Freigang im Hof der Landesklinik erinnert haben, machte aber unglaublich entspannt und bereit, den langen Probenabend durchzustehen, an dem die gesammelte Literatur der vergangenen Wochen mal flux wiederholt wurde. Vieles funktionierte auch schon ganz gut, an anderen Stellen dachte man sich eher: Junge, warum hast du das noch nicht gelernt? Schließlich konnten wir uns nach getaner Probenarbeit aber dann doch auf den reichlich gedeckten Tisch stürzen, der wieder einmal wunderbare Leckereien bot und damit die Gelegenheit, schon frühzeitig Fettreserven für den kommenden Winter auf die Hüfte zu legen.

Das Entertainmentprogramm des Abends bot eine wunderbare Lesung von Sigi aus den Känguru-Chroniken, einer Auswahl der schönsten Loriot Werke (unvergessen: Jutta als li[th]pelnde TV-Ansagerin) mit einem rührenden Weihnachtsgedicht, von Robin andächtig rezitiert.

Gesungen wurde auch noch bis in die späte Nacht, besser gesagt in den frühen Morgen hinein. Wie lange genau, ist dem Chronisten nicht bekannt (er entschied sich bereits zur Zeit der Lärche dafür, sich noch vier Stunden Schlaf zu gönnen).

Der nächste Morgen begann sehr früh, zumindest fühlte es sich so an. Beim ansonsten reichhaltigen Frühstück traten lediglich Koffein-Entzugserscheinungen auf: der Kaffee schmeckte sehr gesund.

So konnte dann der Probensamstag gut gestärkt beginnen und uns bei herrlichem Sonnenschein und sommerlichen Außentemperaturen zu Weihnachtsliedern ins Schwitzen kommen lassen.

Nach einer ausgedehnten Mittagspause mit den unterschiedlichsten Aktivitäten (vom Geo-Cashing über die touristische Erschließung der Xantener Innenstadt bis hin zum kalten Badevergnügen) trafen sich diejenigen mit rudimentären Instrumentenkenntnissen auf Christines Anregung hin und spielten in bester JeKi-Manier die verschiedensten Lieder kaputt. Gut, dass der Probenraum so gut schallgedämmt war. Erstaunlicherweise hatten wir aber alle an unserem ausgeprägten instrumentalen Dilettantismus die helle Freude (diejenigen, die ihr Instrument wirklich gut beherrschten, mögen mir verzeihen, aber ich konnte sie nicht aus dem Fortissimo tutti heraushören).

Gut gelaunt ging es so zum Abendbrot im Sonnenschein und wenig später zum Abendsingen, bei dem uns Bettina noch einmal alles abverlangte.

Zur Entspannung hatten Mela und Robin noch einen kleinen Salsa-Tanzkurs vorbereitet, bei dem anschließend reichlich Freude aufkam. Da wir danach noch nicht völlig erschöpft waren, trainierte Bernd im Anschluss noch unsere Reaktionsfähigkeit mit einigen Kreisspielen und zeigte uns, wie sehr wir an unseren Namen hängen.

Als wir im Verlaufe der Nacht die letzten After-Eight-Schnittchen vernaschten, fiel uns ein, dass der Chor nebenan genauso süß hieß und wir vielleicht doch einmal etwas gemeinsam singen könnten. Gedacht, getan, gingen wir hinüber, drängten uns den erstaunten Gelsenkirchenern auf (wir gaben vor, alle aus Schwerte zu kommen) und sangen dann noch das ein und andere, manches auch gemeinsam.

Leider hatte auch dieser Tag nur 24 Stunden, die wir schon wieder überzogen hatten und so kam der nächste Morgen sehr unvermittelt. Dass die jüngeren unter uns noch so konzentriert die Abklatschspielchen zum Aufwärmen durchführen konnten, nötigt mir den höchsten Respekt ab - meine Motorik befindet sich zu solch früher Stunde eher unter der Motorhaube.

In der letzten Runde der Sangesübungen ging unsere Trainerin noch einmal alle Werke der vergangenen eineinhalb Tage durch und brachte uns damit erneut in Weihnachtsstimmung und zeigte uns, dass es sich mal wieder gelohnt hatte, intensiv jedes Lied als musikalischer Wiederkäuer ein paar Mal durch den Pansen gehen zu lassen, damit daraus erste Sahne werden kann.

Nach dem abschließenden Mittagsmahl in der herrlichen spätsommerlichen Frühherbstsonne kam es dann im akustisch herausragenden Innenhof der Jugendherberge unvermeidlich noch zu einer musikalischen Eruption der verbliebenen SängerInnen, die mit dem donnernden Schlussakkord von "Witness" bei den anwesenden Zuhörern augenscheinlich bleibenden Eindruck hinterließen (nein, keinen Hörschaden).

So kam es allerdings, wie es kommen musste: das Ende eines wunderbaren Wochenendes, dass uns alle wieder erschöpft aber aufgeladen mit Good-Vibrations in die Woche entließ.

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