Chorwochenende auf der Wewelsburg 10.-12.09.2010
Nein, wir sind nicht auf die Wewelsburg gefahren,
- weil es sich um die Burg des früher einmal bekannten deutschen Kammersängers Günter Wewel handelt (der hat damit wirklich nichts zu tun),
- weil es Deutschlands einzige Dreiecksburg ist
- und schon gar nicht, weil es ein altes, von den Nazis geliebtes Gemäuer ist (dazu später noch mehr).
Tatsächlich ist der Grund, dass es dort gerade für Chöre einige schöne, runde Zimmer in den Türmen gibt, in denen sich gut das Singen üben lässt. Allerdings tut offensichtlich die alte, feuchte Bausubstanz den Klavieren nicht so gut, denn die klingen so verstimmt, wie das Piano im Saloon eines B-Westerns aus den 70ger Jahren.
Jetzt aber mal schön der Reihe nach. Chorwochenende heißt Anreise am Freitag mit mehr oder weniger Stau, raus aus dem Alltagsregen, rein in eine Erwartung von Musik, Lachen, Singen, Spaß haben.
Fast alle sind da, nur die arme Jessi muss sich auf ihre Prüfung konzentrieren. Nico ist von der Erkältung genesen und wir können endlich wieder unsere liebe Simone in den Arm nehmen.
Kaum angekommen (Abendessen verpasst), geht es auch schon in die Probe: zunächst Warmturnen, Warmsummen, -brummen, -prusten, -pusten, -hauchen, und -singen. Und dann beginnt der Ernst, nein der Johann-Sebastian. Volle Breitseite Bach, gefühlte vier Stunden. Am Ende sind alle platt wie ein Fladenbrot, aber mit einem gewissen Erfolgsgefühl der Erleichterung, denn schließlich ist es bis zum Konzert nicht mehr weit.
Die Luft ist aber noch lange nicht raus, denn der Abend ist ja noch jung, und so werden die Flaschen geöffnet und die mitgebrachten Leckereien angeknabbert. Voller Dankbarkeit an die Fleißigen stopft man sich Tomate-Mozarella-Häppchen, Fleischbällchen, Frischkäse-Canapees, Obstiges und Salziges in die ausgetrocknete Kehle und spült gut nach. Schließlich muss die Kehle gut geölt werden, wenn man morgen noch singen will. Die angeregten leisen Gespräche erreichen in Summe einen Lärmpegel von rund 130 dB, was man aber nur merkt, wenn man mal kurz den Raum verlässt. Um die Geisterstunde lichten sich allmählich die Reihen und Gott sei Dank hat „Mamma“ noch nicht genug gesungen und schleift uns noch einmal ins Turmzimmer: bei „New Day“ strahlen H & M schelmisch, das ein oder andere Liedchen kommt noch dazu, bevor dann aber wirklich das Licht ausgeht.
Behauptungen, aus dem Jungs-Zimmer sei später noch Gekicher in die Nacht gedrungen, können nicht durch Ton-Aufzeichnungen bewiesen werden.
Nach einer kurzen Nacht geweckt durch die freundlichen Glocken der benachbarten katholisch-Paderbonischen-Land-Kirche (in dem Augenblick ist 6 Uhr wirklich eine unchristliche Zeit), beginnt ein sonniger Samstag, der aus Nahrungsaufnahme, Singen, Nahrungsaufnahme, Singen, Nahrungsaufnahme, Spazierengehen, Nahrungsaufnahme, Singen und Nahrungsaufnahme besteht. Ja natürlich, total anstrengend, vor allem die dauernde Nahrungsaufnahme, aber auch sehr abwechslungsreich: wir singen das Konzertprogramm halbwegs durch, schließen die Gedächtnislücken und schaffen „Whitness“ zum ersten mal ohne Noten und Text. Bettina und Christine haben zum Stimmen-Einzeltraining gerufen, in dem alle noch einmal den letzten Schliff bekommen. Zwischendurch kann man aber auch das herrliche Spätsommerwetter genießen, in der Sonne Spazierengehen, die Beine in den Bach hängen oder sich beim Geocaching ein paar niedliche Zecken einfangen. Bei diesem Sport handelt es sich offensichtlich um eine Tätigkeit mit hohem Such(t)potential, wenn man sich die Begeisterung der Protagonisten so ansieht. Selbst am späten Abend zieht es diese Getriebenen in die Dunkelheit, um kleine Schätze unter Stock und Stein aufzuspüren.
Musikalisch gesehen gibt es auch ein wenig Entspannung, die Bettina uns beim „Durcheinandersingen“ verschafft oder bei den Elchen, die durchaus zu einem Lieblingsstück werden könnten.
Erwähnt werden muss natürlich noch der herrliche Kuchen, der, welch Wunder, nach Frühstück, Zwischenkaffee, und Mittagessen noch vor dem Abendessen mehr oder weniger gut reinpasst.
Dass dann schon wieder Abend ist, lässt sich kaum vermeiden und diesmal gibt es einiges zu Lachen bei Charaden (unvergessen: Tobe-Welt-und-springe) oder bei Bernds CHEF-AZUBI-SIEBEN Spiel.
Mist, schon wieder ein Uhr!
Bewundernd sehen wir am nächsten Morgen, wie Bettina sich noch mal eben kurz einsingt um sich dann auf den Weg zu machen und vermutlich direkt aus dem Auto auf die Bühne zu springen.
Nach dem Frühstück holen wir aus Christines Boomwhackers alles raus und sind mal wieder erstaunt, was man mit Wasserrohren alles machen kann.
Auch danach wird der sonnige Sonntagvormittag noch einmal sehr aufbauend. Zunächst singen wir, wie gestern schon, von außen (weil man uns nicht reinlässt) in den alten Nazi-Granit-Saal im großen Turm. Mit „Wie kann es sein“ und „Ehre und Preis“ werden die alten Geister aus dem Gemäuer gesungen. Die Neo-Geister, die man immer wieder in der Jugendherberge antrifft und die dort klammheimlich ihre Lieder singen, bekommt man so leider nicht weg. „Wo man singt, da lass dich nieder – böse Menschen haben keine Lieder“ - stimmt leider nicht. Die haben ihre eigenen Scheißlieder (Pardon).
Ein kleines Abschlussfoto noch auf der Brücke und ein kleines Abschlusskonzert vor kleiner Zuhörerschar im Burghof und das ist es dann fast schon gewesen – aber halt, da habe ich doch glatt das Känguru vergessen, aus dessen Chroniken uns Sigi in unvergleichlicher Manier noch vorliest und das sofort unvergesslich bleibt. Dann noch mal eine Kleinigkeit essen, bevor es nicht ohne Umarmungen nach Hause geht.
Gott sei Dank ist bald schon wieder Donnerstag!
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