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Reisen in diesen Zeiten mit Pandemie (war da was?) und Krieg ist meistens mit einem Gefühl von Beklommenheit und ein paar Bedenken begleitet. Dennoch hatten wir die Entscheidung endlich einmal wieder zu den Schwerter Partnern in Leppävirtain Finnland zu reisen schon vor einem Jahr getroffen, mit der Hoffnung auf ein Ende dieser unseligen Corona-Pandemie und noch ohne eine Ahnung vom heraufziehenden Krieg in der Ukraine und den Auswirkungen bis ins Baltikum.
Wir, das westfälische Jugend-Kammerorchester und Chorlorado aus Schwerte, hatten uns sehr über die Einladung der umtriebigen Siegrid Mexner gefreut, die Freunde in Finnland zu besuchen und vor Ort gemeinsame Konzerte zu geben.
Siegrid, eine soziale und sportliche Institution in Schwerte, hält seit Jahrzehnten die Partnerschaft zu den finnischen Freunden am Leben und weiß aus ihren vielen Reisen der vergangenen Jahre wie ein Fleisch gewordener Baedecker von Land, Leuten und Geschichte zu berichten.
Wir starteten gut gelaunt im vollen Reisebus am Freitagnachmittag in Schwerte Richtung Lübeck. Das Verkehrsmittel der Wahl nach Finnland ist die Fähre, da Finnland am anderen Ende der Ostsee liegt. Wir nahmen die Finnline von Travemünde nach Helsinki, in Erwartung einer schönen Seereise mit leckerem skandinavischen Büffet. Und tatsächlich wurde niemand seekrank, sondern die Annehmlichkeiten an Bord wurden teils ausgiebig genutzt, inklusive Sauna und Whirlpool.
Unsere gemeinsame Probe mit Orchester und Chor wurde an Bord zu einem kleinen Konzert mit interessierten und dankbaren Zuhörern und Applaus. Chorlorado sang sich wie gewohnt am Abend an Deck noch bis in den Schlaf. Nach einem kleinen Umweg wegen der blubbernden Lecks in den Nordstream Pipelines kamen wir mit leichter Verspätung in Helsinki an und starteten bei freundlichem Himmel mit einer Besichtigung der gar nicht so alten Hauptstadt Finnlands mit ihrem Flair einer Mischung von baltischer-russischer Historizität bis Moderne. Hier trafen wir dann auch, als Denkmal oder in Ihrem Werk, die großen Finnen Sibelius, Nurmi und Aalto. Der berühmteste finnische Architekt Alvar Aalto begegnete uns dann auf unserem Weg durch Finnland noch viele weitere Male: in Lahti, Jyväskylä und Säynätsalo.
Die gute Stimmung im Bus wurde immer wieder von den Jüngsten an Bord gepusht, die jeden Kreisverkehr mit begeistertem Gesang feierten: da kommt ein Kreisverkehr - wir sind im Kreisverkehr - das war der Kreisverkehr Da fährt man dann auch gerne nochmal eine Ehrenrunde.
In Jyväskylä nahm uns Asta in Empfang, eine ehemalige Lehrerin und Reiseleiterin, die uns die finnische Landschaft, Jahreszeiten und Mentalität erklärte. Der Finne schweigt in allen Sprachen (soll Brecht gesagt haben), aber grammatikalisch korrekt. Unsere Asta gehört nicht zu den schweigenden Finninnen, vielmehr ist sie nach eigenen Worten recht plauderisch, weiß das aber auch selbst und hat mit den Zuhörern gelegentlich auch Beileid.
Wunderbar, welche Möglichkeiten sich bei unkonventioneller Benutzung unserer Sprache so ergeben. Wir wurden kurzweilig informiert.
Zu den Highlights gehörte der Besuch einer Elchfarm, auf der wir Elche, Rentiere und Damwild persönlich kennenlernen durften. Und deren Verwandte in einem leckeren Eintopf, genossen in einer gemütlichen alten Bauernstube mit riesigen Granitofen in der Mitte.
Unser erstes Konzert in Jyväskylä war leider nur spärlich besucht, was vielleicht ganz gut war, wie sich bald herausstellen sollte. Wir bewunderten am Abend noch die Lichtkunst in Jyväskylä, bevor wir das hervorragende Sport-und Wellness Hotel Scandic Richtung Leppävirta verließen, nicht ohne noch eine Stippvisite in einer finnisch-orthodoxen Kirche zum machen, in der uns der Priester einen Blick hinter die Kulissen gestattete.
Waren es die dunklen Wolken am Horizont, oder das leichte Hüsteln, das sich bei einigen schon bemerkbar machte? Auf jeden Fall, machte das Schicksal am nächsten Morgen bei den ersten aus unserer Runde zwei Striche durch die weitere Planung. So konnte wegen der ersten Corona-Ausfälle das zweite Konzert nur noch mit verkleinerter Besetzung stattfinden. Am nächsten Morgen waren dann allerdings die nächsten fällig. Alle Opfer hatten sich bisher erfolgreich vor einer Erkrankung gedrückt gehabt. Damit musste dann leider das letzte Konzert ausgerechnet in unsere Partnerstadt Leppävirta abgesagt werden. Wir waren tieftraurig. Etwas traurig waren auch die Infizierten, die nun nicht mehr mit dem Bus zurück reisen durften, sondern sich erst einmal im Hotel isolieren mussten, während die anderen noch das restliche Besichtigungsprogramm in Koupio und Varkaus genossen. Während ich diese Zeilen schreibe, befindet sich der größte Teil unserer Gruppe schon kurz vor Bornholm auf der Ostsee und genießt die Annehmlichkeiten der Schiffsreise. Wir werden solange hier im Hotel bei Laune und Kalorien gehalten und hoffen auf eine baldige Rückkehr in das schöne Schwerte, vermutlich nächste Woche.
Beim nächsten Mal wird alles anders, auf jeden Fall. Und wir sind mal wieder um mindestens eine Erfahrung reicher geworden. Reisen bildet eben.
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